Döbeln: Verschwinden von Valeriia – Schule schweigt, Polizei sucht fieberhaft (2024)

Döbeln. Es bleibt ein Rätsel, wo sich die neunjährige Valeriia aus Döbeln aufhält. Die Anteilnahme der Menschen in der Region ist groß. Es gab auch einige Hinweise aus der Bevölkerung, die aber bislang nicht zum Auffinden des Mädchens führten. Montagfrüh ging es aus dem Haus – so wie jeden Tag, an dem es seine Grundschule „Am Holländer“ in Döbeln besuchte. Die Schule gerät nun in die Ermittlungen: Niemand dort hat das Fehlen des Kindes zeitnah an die Mutter gemeldet. Diese wunderte sich erst am Nachmittag, dass ihre Tochter nicht nach Hause kam.

„Das ist tatsächlich ein Knackpunkt“, so Andrzej Rydzyk, Sprecher der Polizeidirektion Chemnitz. Noch immer ist unklar, was mit dem Mädchen geschah. Es könnten durchaus kostbare Stunden verloren gegangen sein für die Suche.

Schule nun Teil der Ermittlungen

„An die Schule treten wir ebenfalls im Zuge der Ermittlungen heran“, kündigt der Polizeisprecher an. Auf Nachfrage möchte sich Schulleiterin Luisa Greger nicht äußern. Was sie dazu sagt: Das Landesamt für Schule und Bildung sei eingebunden. Das bestätigt Sprecher Clemens Arndt. Er bittet um Verständnis, dass zur Situation derzeit keine Antworten gegeben werden können.

Er erläutert das grundsätzliche Vorgehen, wenn ein Kind morgens nicht zum Unterricht erscheint: Schulen seien im Rahmen ihrer Aufsichtspflicht dazu beauftragt, Schülerinnen und Schüler vor Schaden zu bewahren sowie zu verhindern, dass sie anderen Personen einen Schaden zufügen. So stehe es im Schulgesetz.

Mit diesem Foto sucht die Polizei nach der neunjährigen Valeria aus Döbeln.

Quelle: Polizeifoto

Schule muss Fehlen zeitig melden

Zu Beginn des Schultages, in der Regel am Anfang der ersten Unterrichtsstunde, hat die verantwortliche Lehrkraft zu prüfen, ob alle Schülerinnen und Schüler anwesend sind. Fehlt ein Kind und es liegt keine Abmeldung durch die Erziehungsberechtigten vor, müssen die Eltern kontaktiert werden für den Fall, dass nur eine Krankmeldung vergessen wurde oder eine Schulverweigerung vorliegt. Die Eltern werden hierzu in der Regel im ersten Elternabend zu Beginn des Schuljahres informiert, da sie als Erziehungsberechtigte im Rahmen der Schulpflicht dazu verpflichtet sind, ihr Kind zeitnah vom Schulbesuch zu entschuldigen.

Zuweilen komme es vor, dass Eltern nicht erreicht werden beziehungsweise könne ein häufiges unentschuldigtes Fehlen eines Schülers vorliegen – hier kann die Schulleitung die Polizei im Rahmen der Amtshilfe und Gefahrenabwehr hinzuziehen.

Videoaufnahmen zur Suche nutzen

Aber ist die neunjährige Valeriia überhaupt am Montagmorgen in den Bus gestiegen, um zur Schule zu fahren? „Das konnten wir bereits am Montagabend in Erfahrung bringen“, so Andrzej Rydzyk, ein Sprecher der Polizeidirektion Chemnitz. Doch vieles andere ist offen.

Nach wie vor ist das Mädchen spurlos verschwunden. „Jetzt muss geklärt werden, wo das Mädchen zuletzt gesehen wurde“, so der Polizeisprecher. Dazu sollen unter anderem Videoaufnahmen genutzt werden, auch solche aus dem öffentlichen Raum, wenn es diese gibt.

Ausgewertet von sogenannten Wiedererkennern, die sich menschliche Gesichtszüge leicht einprägen können, könnten diese Aufnahmen Aufschluss geben. „Ob das Kind überhaupt in irgendeinen Bus stieg, ist momentan fraglich. Fest steht: In genau den Bus, den es hätte nehmen müssen, um 7.06 Uhr vom Busbahnhof aus zur Schule zu fahren, ist es nicht eingestiegen.“ Der Busfahrer, der diesen Bus am Montagmorgen gelenkt hat, wurde bereits am Abend desselben Tages ausfindig gemacht. Er ist sicher: Valeriia ist nicht bei ihm mitgefahren.

Nicht zur Schule mit dem Bus

Desweiteren berichtet der Polizeisprecher, dass Montagnacht sogar zwei Trupps mit Personenspürhunden auf die Geruchsspur des Mädchens gesetzt wurden. Sie suchten vorrangig die Innenstadt nach dem verschwundenen Kind ab.

Am Tag zwei nach Valeriias Verschwinden sind nun insgesamt 70 Polizeibeamte nach Döbeln abgestellt, darunter Beamte von der Wasserschutzpolizei Dresden und einer Tauchergruppe aus Leipzig. Am Dienstagvormittag liegt der Schwerpunkt der Suche auf dem Fluss Mulde, der durch die Stadt fließt. Doch auch im Bürgergarten und in umliegenden Waldstücken wird gesucht.

Polizisten suchen den Fluss Mulde im Stadtgebiet von Döbeln ab

Am Tag zwei der Suche nach dem verschwundenen Mädchen sucht die Polizei in den Gewässern von Döbeln.

Quelle: Sven Bartsch

In dem Bereich wird das gesamte Flussgebiet der Mulde abgesucht, vom Schlossbergwehr bis zu den Klosterwiesen, einschließlich der Uferbereiche. Zunächst wurde auf dem Wasser gesucht, vom Boot aus. Rydzyk sagt auch: „Das Mädchen kann auch ganz woanders sein. Wir ermitteln in alle Richtungen.“

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Nach Informationen dieser Zeitung wurden bereits in der Nacht zum Dienstag auf Veranlassung vom Lagezentrum Polizeibeamte aus zwei weiteren Revieren der Polizeidirektion Chemnitz nach Döbeln abgeordnet, um bei der Suche Unterstützung zu leisten. Wie berichtet, war zudem ein Polizeihelikopter mehrfach im Einsatz. Das habe alles nichts ergeben. „Wir haben nichts unversucht gelassen, was in der vergangenen Nacht möglich war. Aber zur Wahrheit gehört: Bisher haben wir keinerlei Anhaltspunkte“, so Rydzyk. Am Dienstag weitete sich Suche aus. Bislang ohne Ergebnis.

Polizei bittet um Hinweise

Valeriia ist etwa 1,40 Meter groß und hat dunkelblonde, mittellange Haare. Zuletzt war sie mit einem lila T-Shirt, einer schwarzen Jeans, einer hell-türkisen Jacke sowie dunkelblauen knöchelhohen Schuhen bekleidet. Sie hat einen rosa Schulranzen bei sich und spricht gebrochen deutsch. Die Polizei fragt: Wer hat Valeriia seit Montagmorgen gesehen? Wem ist das Mädchen im Bus oder sonst im Bereich Döbeln aufgefallen? Wer kann Angaben zu ihrem Aufenthaltsort machen? Hinweise sind zu richten an das Polizeirevier Döbeln unter der Rufnummer 03431 659-0 oder an den Polizeinotruf 110.

DNN